Digitale Medien

Niemandem ist es entgangen. Ein markanter gesellschaftlicher Wandel ist im Gange. Die Digitalisierung in unserer Gesellschaft geht rasant voran. Und sie macht auch vor den Schulen nicht Halt. Schule, wie es die Elterngeneration und die Lehrpersonen aus ihrer eigenen Schullaufbahn her kennen, gibt es so nicht mehr – zumindest teilweise. Die Schule wurde und wird vom gesellschaftlichen, technologischen und wirtschaftlichen Wandel beeinflusst, ob wir es wollen oder nicht. Die Schule bietet keinen kompletten Filter gegen die Einflüsse von aussen. Das ist auch gut so – und fordert die Akteure der Schule zu einem sorgsamen Umgang damit. Die Schule bereitet Kinder und Jugendliche auf ihren Weg in der Gesellschaft vor – auf eine Zukunft, so schwer abschätzbar ist, wie sie sein wird und sie von jedem abverlangen wird. Sicher ist, dass Medien und Informatik darin eine wichtige Rolle spielen und spielen werden. Überfachliche Kompetenzen, wie Kommunikation, Teamfähigkeit und Problemlösefähigkeit werden ebenfalls von zentraler Bedeutung sein. Hingegen darf angenommen werden, dass das reine Wissen an Bedeutung verlieren wird, da es überall und jederzeit auf aktuellem Stand verfügbar ist. Hingegen wird es bedeutsam sein, das benötigte Wissen erwerben und die Qualität der Quellen beurteilen zu können. Mit den neuen Anforderungen an die Menschen verändern sich auch das Lernen und Lehren. Bei der Wissensvermittlung werden die Lehrpersonen von digitalen Lerninhalten, z.B. Tutorials auf youtube, konkurrenziert. Und künstliche Intelligenz, wie sie bereits heute bei Lernplattformen, wie MindSteps, zu finden ist, werden bei der Individualisierung von Lernprozessen eine wichtige Rolle spielen. Überdies wird lernen und unterrichten nicht mehr bloss hinter verschlossener Klassenzimmertüre stattfinden. Vernetzung zwischen den Menschen innerhalb und ausserhalb der Schule, Zusammenarbeit über die Klasse, ja sogar über den Schulstandort hinaus wird zur Selbstverständlichkeit. Die digitalen Medien sind dafür ein Werkzeug – nicht aber Selbstzweck.

 

Digitale Medien an der Schule Kaisten

In Kaisten nutzen die Lehrpersonen schon seit einigen Jahren MacBooks und iPads für ihre Arbeit und ihren Unterricht. Diese digitalen Medien haben schon punktuell Einzug im Unterricht gehalten, als es noch keinen expliziten Auftrag dafür im Lehrplan gab. Hier schon Vorarbeit geleistet zu haben, kam uns im Frühling 2020 entgegen, als wir wegen des Coronavirus für einige Wochen auf Fernunterricht umstellen mussten. Damals gab es überdies eine erste Aufrüstungswelle, damit wir bezüglich Hardware und Software guten Unterricht aus Distanz anbieten konnten. Die Schulschliessung hat der Digitalisierung zu einem heftigen Innovationsschub verholfen. Einige Monate später wäre das sowieso nötig gewesen, da der Aargauer Lehrplan Volksschule (die aargauische Version des Lehrplan 21) Medien und Informatik zu verbindlichen Themen machte. Seit dem Schuljahr 2020/21 müssen die Schülerinnen und Schüler in diesen Bereichen Kompetenzen entwickeln. Die Schule Kaisten ist mit der Umsetzung dieses Auftrags gefordert. Zweifel und Widerstand sind nützliche Begleiter im Entwicklungsprozess. Sie sorgen für angemessene Ziele, wohldurchdachte Massnahmen und ein verkraftbares Tempo.

 

Start bereits im Kindergarten

Das Vorhaben ist ein grosses. Geht es doch darum, die Schülerinnen und Schülern bereits ab dem Kindergartenalter und bis zum Ende der Volksschule bezüglich Anwendungskompetenzen in Medien und Informatik zu fördern. Umgesetzt werden soll es in allen Fächern und mit einem systematischen Aufbau. Als Fahrplan haben wir einen «ICT-Pass für SchülerInnen» entwickelt.

Der Begriff «Anwendung»skompetenzen macht deutlich, dass es darum geht, die digitalen Medien als Werkzeug für verschiedenste Belange zu nutzen, z.B. für recherchieren, dokumentieren, Probleme lösen, kreativ gestalten, zusammenarbeiten, üben und festigen.

Neben dem Einsatz der digitalen Medien im täglichen Unterricht gibt es neu ab der 5. Klasse auch eine wöchentliche Lektion für das Fach Medien und Informatik.

 

Gemeinsam statt einsam

Dass Medien und Informatik das erste, grosse Projekt ist, welches im Schulkreis Laufenburg gemeinsam angepackt wurde, ist nicht ganz zufällig. Es ist eine Herausforderung, welche die fünf Primarschulen und die Kreisschule gleichermassen bewältigen müssen. Dabei stehen einerseits alle Schulen noch ziemlich am Anfang der Entwicklung und andererseits können durch die Zusammenarbeit im Schulkreis Synergien bei der Umsetzung schaffen. Überdies ermöglicht das gemeinsame Vorgehen der Primarschulen und der Oberstufe, das die Schullaufbahn aus einem Guss ist, das bedeutet beispielsweise, dass alle Schülerinnen und Schüler vergleichbare Voraussetzungen in die 7. Klasse mitbringen ungeachtet der Gemeinde, wo sie die Primarschulzeit verbracht haben.

Für das Vorhaben im Schulkreis Regio Laufenburg (SKRL) haben die Schulleitungen ein ICT-Projekt aufgegleist und durch einen Projektausschuss mit BehördenvertreterInnen der kooperierenden Gemeinden legitimieren lassen. Dieses Pilotprojekt legte den Grundstein für eine intensive Zusammenarbeit der Schulleitungen im SKRL. Im Fokus standen auf der technischen Seite die Beschaffung und Bewirtschaftung von iPads und MacBooks. Auf der pädagogischen Seite standen die Organisation des Supports, der Fahrplan für die Anwendungskompetenzen einschliesslich der dafür benötigten Software sowie die Weiterbildung der Lehrpersonen.

Für die Bearbeitung dieser zahlreichen Aufgaben wurde ein Projektteam aus Lehrpersonen und Schulleitern gebildet. Dieses bearbeitete die Arbeitspakete arbeitsteilig in Teilprojekten. Inzwischen ist das Projekt in der Übergangsphase zum Regelbetrieb. Aus dem Projektteam wurde die «Fachgruppe Medien & Informatik», welcher die PICTS (Pädagogischer ICT Supporter) und TICTS (Technische ICT-Supporter) der beteiligten Schulen angehören.

 

iPads

An der Schule Kaisten sind alle Lehrpersonen mit einem persönlichen iPad ausgestattet. In den Kindergartenabteilungen und den 1. bis 4. Primarklassen stehen eine gewisse Anzahl Klassen-iPads zur Verfügung. Die Schülerinnen und Schüler der 5. und 6. Klassen erhalten leihweise ein eigenes iPad.

Da die Schülerinnen und Schüler ab der 5. Klasse ihr persönliches Gerät haben, dürfen sie dieses auch zu Hause nutzen. In erster Linie sollte es natürlich für schulische Zwecke genutzt werden. Es wäre allerdings illusorisch zu glauben, dass es nur dafür im Einsatz sein wird. Deshalb sind auch die Eltern mit ihrem Erziehungsauftrag gefragt. Sie setzen zu Hause die Regeln fest und um. Eine Nutzungsvereinbarung für die iPads, welche die Kinder und deren Eltern unterzeichnen mussten, helfen an der Schnittstelle zwischen Schule und Elternhaus.

 

Unterrichten mit dem iPad – (k)ein Kunststück

«Pädagogik vor Technik» ist eine zentrale Maxime beim Einsatz von digitalen Medien im Unterricht. Die Hardware muss einfach funktionieren. Dafür sorgt unser interner Technischer ICT Supporter (TICTS), Mike Burger, zusammen mit einem externen Partner. Für das Pädagogische sind die Lehrpersonen zuständig. Und dafür müssen sie sich fit machen. In Sachen Medien und Informatik sind die Lehrpersonen und die Kinder gleichermassen Lernende.

Unterstützt auf dem Weg zu einem kompetenten Einsatz der iPads im Unterricht werden die Lehrpersonen durch einen PICTS, also einen Pädagogischen ICT Supporter, an der Schule. Mike Burger ist auch dafür zuständig. Im Austausch mit den anderen PICTS im Schulkreis wurde die Weiterbildung der Lehrpersonen geplant. Der jährliche ICT-Tag ist eine schulübergreifende Veranstaltung im Schulkreis Regio Laufenburg. Daneben finden regelmässig kürzere schulinterne Weiterbildungsangebote in diesem Bereich statt.

Bei all den grossen Veränderungen, welche die digitale Transformation von Gesellschaft, Wirtschaft und Schule mit sich bringt, dürfen wir davon ausgehen, dass die digitalen Medien im Unterricht den «ganz normalen» Unterricht nicht ersetzen, sondern erweitern werden. Es wird also darum gehen miteinander herauszufinden und auszuprobieren, wie die iPads gezielt, zum Nutzen des Kindes eingesetzt werden können. Zu wünschen ist, dass dieses neue Werkzeug nicht nur das Bisherige ins Digitale überträgt, also beispielsweise ein Lückentext auf dem iPad statt auf einem Arbeitsblatt ausgefüllt wird.  Die digitalen Medien bieten viel mehr Chancen für den Unterricht. Das iPad im Unterricht ermöglicht Kreativität und Individualisierung. Darüber sind sich die Schulführung und die Lehrpersonen spätestens seit der Zeit des Fernunterrichts sicher.